Montag, 2. April 2018

Anker RZ

Bei einem der letzten Besuche bei meiner Mutter, meinte diese, dass demnächst alte Geräte abgeholt werden und sie endlich ihre alte Nähmaschine loswerden möchte. Das Museum in Bielefeld hatte bereits ein Exemplar und sie steht ja doch nur herum. Gekauft hat meine Mutter sie nach ihrer Schneiderinnenausbildung als in dem Atelier, in dem sie arbeitete, in den 50er Jahren die ersten elektrischen Nähmaschinen angeschafft wurden. Von den ersten Gehältern (damals vermutlich ein halbes Jahresgehalt) hat sie diese Anker RZ mit einem fest angebauten Pfaff Motor gekauft. Mit dem Nähmaschinenkoffer ist sie damals (in Ermangelung eines anderen Koffers) mit ihrer Chefin zu einer Messe nach Paris gefahren.

Auf der Anker wurde dann 30 - 40 Jahre genäht. Irgendwann in den 80er Jahren hat sie eine leichtere Kunststoffnähmaschine bekommen, weil sie die Anker kaum noch aus dem Nähmaschinenkoffer auf den Tisch heben konnte (ich schaffe das auch kaum!). Seitdem steht der Nähmaschinenkoffer samt Maschine samt Fußpedal und diversem Zubehör und (glücklicherweise) der Bedienungsanleitung in einer Kammer.

Vor etwa 2 Wochen ist sie bei mir eingezogen. Auch wenn ich eigentlich keinen Platz habe, aber mit dieser Maschine sind diverse Kindheitserinnerungen verbunden, denn meine Mutter hat nahezu immer am Esstisch irgendwas damit genäht. Und auch ich habe meine ersten Nähübungen damit gemacht. Erst als wir in der 5. Klasse in der Schule auf Nähmaschinen mit manuellem Fußantrieb, die auf einem Tisch festverschraubt waren (und mit denen ich leider überhaupt nicht zurecht kam), nähen sollten, wurde mir klar, dass die Maschine meiner Mutter "modern" war.

Heute habe ich mir die Zeit genommen, die Maschine zu begutachten und in Betrieb zu nehmen. Die Bedienungsanleitung ist supertoll. Das Einfädeln hat auf Anhieb geklappt, auch wenn die Maschine meiner Mutter für einen Zweinadelbetrieb gerüstet ist und damit ein wenig anders einzufädeln ist. Manch eine neuzeitliche Bedienungsanleitung könnte sich davon ein Stück abschauen.


Genauso klappte das Aufspulen, Einlegen der Spule und Verstellen der Oberfadenspannung auf Anhieb. Sie näht! Laut, langsam erstmal, ungewohnt. Ich habe leider keine Ersatznadel (mal abgesehen von der Zwillingsnadel) und weiß nicht, ob man diese Nadeln noch bekommt.



Oben eine Rückansicht des Motors. Es gibt noch so kleine Kohlestückchen, die ab und zu wie auch immer (???) ersetzt werden müssen. Davon habe ich leider in der Anleitung nichts gefunden. Vermutlich hat die Kohle mit dem Motor zu tun.

Ansonsten viele Füße, einige konnte ich anhand der Anleitung identifizieren (Säumer, Knopfannähfuß, breiter Säumer mit Abstandshalter .....), von den Stichplatten ist eine defekt, dafür gibt es aber einen Ersatz. Was man mit dem Gummiband macht, ist mir ein Rätsel, für das Handrad und den Antrieb ist es zu kurz. Alles praktisch in dem Blechkasten zu verstauen und dann in das ausklappbare Beistellfach zu packen.


Zu diesem Post hat mich der von MadewithBlümchen, den ich heute Morgen gesehen habe, inspiriert.

Ostergrüße

Anja

4 Kommentare:

  1. Wie großartig! Dass sie näht, dass eine ausführliche Bedienungsanleitung dabei ist, dass Du sie "gerettet" hast. Ich sag's ja: Unverwüstlich. Und schön, dass mein Beitrag Dich inspiriert hat und noch so einen schöne Nähmaschine ins Rampenlicht treten darf. Dazu ist bei Deiner ja auch noch die Lackierung und die Goldverzierung so wunderschön erhalten. So ein Schmuckstück! (Ich glaube, man liest meine Begeisterung heraus, nicht wahr?) Für meine Wertheim habe ich einmal einen Haufen Nähfüßchen in einer Blechschachtel erworben, geschrieben habe ich darüber noch nicht. Spannend fand ich aber, dass Rollsaumfüßchen in drei Breiten dabei waren. Die hat man glaube ich früher einfach viel häufiger zum Säumen von Bett- und Tischwäsche verwendet. (Es wird Zeit, dass ich endlich Teil 3+4 meines Nähfüßchen-Reports schreibe.) Ach, so ein schöner Bericht! Liebste Grüße und viel Freude mit Deiner neuen alten Maschine! Gabi

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    1. Danke für deinen netten Kommentar. Tatsächlich habe ich auch mehrere Rollsaumfüße, die wesentlich breiter sind als der meiner neueren Maschine und damit vermutlich einfacher nutzbar. Ich werde mich nach und nach weiter einarbeiten, dank des Feiertages war heute Morgen einfach Zeit.

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  2. Hallo, da hast du eine tolle Maschiene, auch ich habe eine alte Anker RZ aber leider ohne Zubehör und ohne Anleitung. Dein Bild von der Anleitung past genau zu meiner Maschiene. Ich würde mich freuen noch weitere Fotos deiner Anleitung zu sehn oder zu bekommen, damit ich meine alte Anker RZ auch nutzen kann. Vielen Dank für deinen tollen Beitrag

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    1. Diesen Kommentar habe ich jetzt erst zufällig im Spam entdeckt, neben anderen...ich kann dir gerne Teile der Anleitung ab fotografieren, ich gucke mal, ob ich deinen blog auch finde und antworte dort nochmal sicherheitshalber

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